hubert blanz

Monokultur
C-Print auf Aluminium, Hubert Blanz, 2007


Urban Slot Machine

Wolfgang Fiel

Die Arbeit von Hubert Blanz ist das Ergebnis seiner Auseinandersetzung mit netzwerkartigen Infrastrukturen und räumlichen Rastern. Für derartige ‘Protokolle’ neue Codes zu generieren, ist die Grundlage seiner Bildsprache. Bei erster Annäherung mag uns diese Bildsprache vertraut, bekannt vorkommen. Sie könnte als naturalistisch bezeichnet werden, als Ausdruck einer konkreten Erfahrungsrealität, die zwar durch einen Prozess selektiver Aneignung geprägt worden ist, aber dadurch den Anspruch auf Allgemeingültigkeit nicht verliert. Der Code, die Permutation der einzelnen Bildelemente unterliegt jedoch dem manipulierenden Zugriff seines Créateurs. Getrieben durch das Interesse an räumlichen Organisationsformen bedient sich Blanz eines Materials, das als Ausdruck individueller Obsession und Ergebnis minutiöser Kartografie den berechtigten Anspruch auf lexikalische Vollständigkeit erheben kann. Die Wahl des Beobachtungsrahmens obliegt dem Kartografen, das dokumentarische Fixieren der Beobachtungsgegenstände erfolgt nach streng formalen Kriterien und ist daher lückenlos.

Im gegebenen Fall handelt es sich um die fotografische Dokumentation aller Fassadenansichten der Bebauung Manhattans sowie der Brückenbauwerke aller Verkehrsknoten des Wiener Autobahnrings, jeweils aus der Sicht der FußgängerIn. Blanz bleibt dieser Perspektive beim Vorgang der Bildmontage treu. Er verstrickt die BetrachterIn meisterhaft in die Ambiguität der alternierenden Erfahrung kurzzeitiger Orientiertheit und der Störung‚ ‘vorbewusster’ Wahrnehmung im Rahmen des ‘automatisierten’ Vorgangs räumlicher Koordination. Die Bildrealität erscheint uns dadurch real und konstruiert gleichermaßen. Er weist der BetrachterIn die Rolle einer integrierten AkteurIn zu, indem er beispielsweise durch das allseitige Schließen der umbauten Kubatur (Standfläche und Dach der Gebäude werden ebenfalls als Fassaden behandelt) in uns den Eindruck hervorruft, vollkommen in den Bildraum eingetaucht zu sein. Diese Immersion in die prozessuale Zirkularität städtischer Infrastruktur kann vielleicht mit der Interaktion verglichen werden, die zwischen gebannter SpielerIn und einem nach dem Rotationsprinzip funktionierenden Münzautomaten besteht: Die Aura dieses mit dem Münzeinwurf initiierten Vorgangs verliert durch die perpetuierte Erwartungshaltung der AkteurIn ihre zeitliche Bestimmung.
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